Freiwillige Feuerwehr
Abteilung Egringen
In den benachbarten Gemeinden war der Schritt schon seit Jahren vollzogen. Aus der gesetzlich vorgeschriebenen Spritzenmannschaft sollte die Freiwillige Feuerwehr Egringen werden.
Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Albert Schopferer wurde am 24.03.1926 die Gründungsversammlung abgehalten. Von den kaum 600 Einwohnern der Ortschaft erklärten 84 Männer unterschriftlich ihren Beitritt. Zum ersten Kommandanten wählte die Versammlung Adolf Walser. Sein Stellvertreter wurde Adolf Strübin. Mit welcher Intensität die Entwicklung der Wehr vorangetrieben wurde zeigen die ersten Aufzeichnungen im Schriftführerbuch. Allein im ersten Jahr wurden 17 Übungen abgehalten, als Gerätschaft dienten eine Handdruckspritze aus dem Jahr 1864, eine Ausziehleiter sowie verschiedene Kleinteile.
Oft scheiterten – damals wie heute – die ehrgeizigen Pläne der Verantwortlichen die Ausrüstung zu verbessern an der angespannten Finanzlage der Gemeinde. In den Jahresberichten jener Zeit wird immer wieder die Unterstützung der Wehren aus Fischingen und Kirchen erwähnt.
Um im Ernstfall die örtliche Wasserleitung zu entlasten wurde im Jahre 1929 bei der Mühle eine Wasserentnahmestelle gebaut. Der erste Einsatz unserer Feuerwehr fiel in das Jahr 1930.
In Fischingen galt es einen Großbrand zu bekämpfen. Im gleichen Jahr erhielt man eine neue Ausziehleiter.
Neben den politischen Veränderungen brachte das Jahr 1933 auch Umstellungen in der Arbeit der Feuerwehr. Etwa ab 1936 nahm unsere Wehr an Wettkämpfen teil, wobei die Politik zweifellos immer mehr Einfluss auf solche Veranstaltungen nahm.
Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden die meisten der aktiven Wehrmänner zur Wehrmacht einberufen. Die älteren Jahrgänge und Jugendliche versuchten die Arbeit der Feuerwehr weiter zu führen, so bei einem 1940 durch Kriegseinwirkung entstandenen Großbrand im Ort. Doch als am Anfang des Jahres 1944 bereits 80 Feuerwehrmänner im Kriegsdienst standen war an eine geordnete Feuerwehrarbeit nicht mehr zu denken.
Alles Tun und Handeln dieser Zeit wurde überschattet von den immer häufiger eintreffenden Todesnachrichten eines Ehemannes, Sohnes oder Nachbarn.
Aus diesem furchtbaren Krieg kehrten 26 Wehrmänner nicht mehr in unsere Reihen zurück.
Aller Wirren und allem Elend der Nachkriegszeit zum Trotz wurde in einer Sitzung am 1.10.1946 die Wiederaufnahme der Feuerwehrarbeit beschlossen. Adolf Walser war inzwischen Bürgermeister von Egringen und übergab sein Amt als Kommandant an Albert Walser. In der Folgezeit wurde die Entwicklung der Wehr durch die gesetzlichen Bestimmungen der französischen Besatzungsmacht stark eingeschränkt. Mitte des Jahres 1946 entschloss man sich alle Wehrmänner, die das 50. Lebensjahr bereits überschritten hatten, in die Altersmannschaft zu übernehmen. Mit Alfred Strübin wurde auch ein neuer Kommandant gewählt. Von der Kreisfeuerwehrverwaltung erhielt man im selben Jahr leihweise eine Tragkraftspritze zur Verfügung gestellt.
Vom 12.05. bis zum 14.05.1951 wurde das 25 jährige Bestehen unserer Wehr gefeiert. Ein Jahr zuvor hatte der Gemeinderat der Beschaffung einer eigenen TS 8 zugestimmt.
In Verbindung mit dem Jubiläumsfest veranstaltete man die Kreiswettkämpfe. Eine Gruppe unserer Wehr, mit Gruppenführer Otto Aberer ging als Sieger aus diesem Wettbewerb hervor. Somit durften sie den Landkreis bei den Landeswettkämpfen am 2. Juli.1951 in Freiburg vertreten. Auch hier gelang ein Sieg und die stolze Gruppe erhielt als Ehrenpreis 9 komplette Feuerwehruniformen aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Wohlleb überreicht.
Durchgesetzt hatte man sich gegen starke Konkurrenz aus Städten wie Freiburg, Konstanz und Karlsruhe
Ein Höhepunkt in der Geschichte unserer Wehr.
Gruppenführer Otto Aberer, Hans Aberer, Max Enderlin, Helmut Aberer,
Wilhelm Schmidt, Gerhard Brenneisen, Friedrich Müller, Herbert Schopferer,
Hermann Langguth (von links nach rechts)
Nach dieser unruhigen Zeit, konnte nun in den Jahren danach Ausbildung und Ausrüstung kontinuierlich den gestellten Anforderungen angepasst werden.
Ein Schlauchturm als Trocknungsanlage wurde 1956 am Ökonomiegebäude des Landwirtes Friederich Aberer errichtet.
Verschiedene technische Mängel zwangen die Gemeindeverwaltung im Jahre 1958 zur Anschaffung einer neuen TS 8 Motorspritze.
Ein langgehegter Wunsch unsere Wehr erfüllte sich 1965. Endlich konnten neue Arbeitsanzüge an unsere Wehrmänner ausgegeben werden.
Personelle Änderungen gab es wieder in der Jahreshauptversammlung 1970. Der erste Kommandant Alfred Strübin verzichtete auf eine Wiederwahl. Für ihn trat Günter Brenneisen an die Spitze unserer Wehr. Alfred Strübin wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenkommandant ernannt. Der ebenfalls ausscheidende Otto Aberer erhielt den Titel Ehrenoffizier.
Mit diesem Führungswechsel wurden auch neue Wege der Fortbildung beschritten. Die Zeit der Kunst und Kraftstoffe brachte auch auf den Dörfern Probleme für den Brandschutz mit sich.
Dieser Einsicht konnte sich auch der Gemeinderat nicht verschließen. Trotz der großen finanziellen Belastung wurde im Frühjahr 1974 ein LF 8 Opel – Blitz mit Anbaupumpe bestellt. Am 22.Februar 1975 konnte die Wehr das Löschfahrzeug, umrahmt von einer kleinen Feier, übernehmen. Kurz zuvor war Egringen als Teilort in die Großgemeinde Efringen-Kirchen eingemeindet worden.
Unsere Wehr war damit als selbstständige Abteilung in die Freiwillige Feuerwehr Efringen-Kirchen eingegliedert und wurde dem Unterabschnitt Weil zugeteilt - ohne vorherige Anhörung, wie im Jahresbericht 1975 zu lesen ist.
Vom 22.-24. Mai 1976 feierte unsere Wehr das 50 jährige Bestehen. Unterstützt von der ganzen Bevölkerung und den örtlichen Vereinen erlebte unser Dorf und die vielen Gäste ein festliches Wochenende. Höhepunkt waren die Wettkämpfe der Abteilungswehren der Gesamtgemeinde auf dem Sportplatz.
Um die technischen Möglichkeiten des neuen Löschfahrzeuges sinnvoll nutzen zu können, wurde in den darauffolgenden Jahren gezielt der Ausbildungsstand der Wehrmänner verbessert. Besonders im Vordergrund stand die Schulung der neu gegründeten Atemschutzgruppe.
Die zentrale Funkalarmierung wurde im Jahre 1979 eingeführt. Auch für die Einsatzkoordination war dies ein großer Fortschritt.
Über 500 Arbeitsstunden hatten die Wehrmänner investiert, bis der Feuerwehrkeller im Egringer Rathaus fertiggestellt war. Manch frohe Stunde haben wir seit der Eröffnung im Mai 1981 in unserem „Füürwehrchäller“ verbracht.
Nachdem seit den sechziger Jahren etliche Gruppen unserer Wehr erfolgreich an Leistungswettkämpfen teilgenommen hatten, gelang es Gruppenführer Reinhard Schopferer mit seinen Mannen am 4. Oktober 1986 in Rheinfelden zum ersten Mal das Leistungsabzeichen in Gold zu erringen.
An der Generalversammlung 1989 stellte, nach 20 Jahren an der Spitze unserer Wehr, Kommandant Günter Brenneisen sein Amt zur Verfügung. Außerdem war er 10 Jahre stellvertretender Gesamtkommandant der Großgemeinde. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenabteilungskommandant ernannt. Zum Nachfolger wählte die Versammlung Gustav Weiß.
Unter seiner Führung wurde der Ausbildungsstand noch einmal verbessert. Gerade die jüngeren Wehrmänner durchliefen eine Vielzahl von Schulungen. Außerdem wurden die Weichen zur Beschaffung eines neuen Einsatzfahrzeuges gestellt. Eine erneute Veränderung der Verwaltungsstruktur gab es 1994. Die Feuerwehr der Großgemeinde Efringen-Kirchen mit ihren neun Abteilungen wurde ein eigener Abschnitt.
Am 29. Januar 1994 übernahm Rudolf Schopferer das Amt des Kommandanten. Nur wenige Monate später konnte ein Löschfahrzeug LF 8/6 in Dienst gestellt werden.
In der Nacht vor der offiziellen Übergabe am 25.09.1994 musste mit dem bereits geschmückten Fahrzeug ein Autobrand bekämpft werden. Mit Wassertank und Schnellangriff setzte man sogleich die neue Technik an Bord unseres Gefährtes erfolgreich ein. Im Laufe des Jahres 1997 wurden 20 Wehrmänner unserer Abteilung mit Alarmempfängern ausgerüstet. Die Effektivität der Alarmierung konnte damit entscheidend verbessert werden.
Aus den Beständen der aufgelösten Bahnwehr erhielt die Feuerwehr Efringen-Kirchen einen Ölwehranhänger. Seit November 2000 ist dieser in unserer Abteilung stationiert.
Gemeinsam mit der Egringer Bevölkerung und unzähligen Gästen und Freunden aus Nah und Fern feierten wir Anfang September 2001 unser 75 jähriges Bestehen. Ein wunderbares Fest in dessen Mittelpunkt neben den Plauschwettkämpfen der Abteilungswehren vor allem der große Festakt stand.
Das neue Jahrtausend stand bald im Zeichen der Großbaustelle Katzenbergtunnel. Auch etliche unserer Wehrmänner traten in die 2005 gebildete Tunnelwehr ein. Vor allem für die Führungskräfte der Gesamtwehr verlangt diese Aufgabe ein enormes Maß an fachlicher und menschlicher Kompetenz.
Im Sommer 2007 wurde erneut von 2 Gruppen unserer Abteilung das Leistungsabzeichen in Gold errungen. Besonderen Anteil am Erfolg hatte dabei Martin Rösch, der beide Gruppen anführte.
Große Erleichterung herrschte bei allen Kameraden am 09.09.2008. Spatenstich zur lang ersehnten Erweiterung unseres Gerätehauses im Egringer Rathaus. Endlich ist ein angemessenes Umfeld für Mensch und Gerätschaft in Aussicht. Nach über 3000 Stunden Eigenleistung unserer Wehr freuen wir uns auf die Einweihung der neuen Räumlichkeiten am 28.02.2010.
Nach 15 Jahren wieder ein reibungsloser Führungswechsel in unserer Abteilung. Für den gleichermaßen beliebten wie erfolgreichen Rudolf Schopferer wurde Martin Rösch an der Generalversammlung 2009 einstimmig zum neuen Kommandanten gewählt.
Über 80 Jahre freiwillige Feuerwehrarbeit in Egringen, begleitet von einer ständigen Veränderung der politischen und technischen Voraussetzungen. Während früher die Brandbekämpfung überwog stehen heute mit Abstand die technischen Hilfeleistungen an
erster Stelle. Da wir mit dem Rettungssatz in unserem LF 8/6 die erforderliche Ausrüstung besitzen, decken wir seit der neuen Einteilung im Landkreis Lörrach einen nicht unwesentlichen Teil des Straßennetzes rund um Egringen bei Verkehrsunfällen ab. Öle, Gase, Kraftstoffe, Düngemittel, die neue Herausforderung Katzenbergtunnel, alles Gefahren die der Feuerwehr im Ernstfall begegnen können. Gerade diese Vielseitigkeit macht die Arbeit in unserer Gemeinschaft so interessant. Die einfachen Feuerwehrmänner, aber besonders Gruppenführer und Kommandanten, übernehmen mit ihrem Handeln im Einsatz auch immer eine große Verantwortung. Es soll aber nicht der Eindruck erweckt werden, dass „Leben“ der Feuerwehr besteht nur aus Arbeit und Pflichterfüllung.
An vielen Jubiläen, Ausflügen und sonstigen Veranstaltungen aller Art wurde und wird die Kameradschaft im Kreise der Feuerwehrfamilie gepflegt. Auch in Zukunft wird sich die Feuerwehr den immer neuen Herausforderungen stellen müssen, aber eines bleibt an erster Stelle:
Das gute Gefühl, im Vertrauen auf unsere Ausrüstung und unser Können, Mensch und Tier in Not eine helfende, vielleicht sogar rettende Hand reichen zu können.
Getreu der Losung:
"Gott zur Ehr,dem nächsten zur Wehr"